Bundesgartenschau Erfurt 2021
Donnerstag, 24. Juni 2021 •
Der NaturGarten e.V. ist auf der Bundesgartenschau in Erfurt auch vertreten, deshalb kommt es zu diesem Beitrag. Ich habe für ein paar Tage den Schaugarten dort betreut und dabei richtig was dazugelernt.
Zum Beispiel habe ich gelernt, dass so eine Bundesgartenschau nicht unbedingt mit dem innovativsten Start-up der Welt konkurrieren kann - und es ganz offensichtlich auch nicht will.
Wenn man durch die BUGA schlendert ...
Auf den ersten Blick, wenn man so durch die Rabatten schlendert, sieht es fast so aus als ob man in eine Zeitmaschine geraten, und im Jahr 1985 zufällig in einer Bundesgartenschaustadt gelandet ist. Jedenfalls war das mein Eindruck. Das liegt vielleicht daran, dass ich seit ungefähr 99 Jahren genau solche Blumenbeete bei mir zuhause in der Gartenanlage vor unserer Stadthalle, also in ähnlich repräsentativer Umgebung, wenn auch in kleinerem Format, vorgeführt bekomme.
Ein kleines, unbeugsames gallisches Dorf
Und noch eine andere berühmte Geschichte ist mir unweigerlich beim Schlendern in den Sinn gekommen. Die kennt jedes Kind und noch mehr jeder Erwachsene und fast jeder Mensch auf der Welt eigentlich. Die fängt so an …„Wir befinden uns im Jahre 50 v. Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt... Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die römischen Legionäre, die als Besatzung in den befestigten Lagern Babaorum, Aquarium, Laudanum und Kleinbonum liegen…”
Das unbeugsame, kleine gallische Dorf, inmitten des von den Römern besetzten Gebietes, ist... ganz offensichtlich, der kleine, unscheinbare Naturgarten. Er leistet unbeugsamen Widerstand inmitten einer gezähmten, durchstrukturierten Anlage eines Feuerwerks von (hoch-)gezüchteten Pflanzen und Exoten, die ordentlich in Reih und Glied dastehen. Formalismus in seiner feinsten Ausführung.
So etwas im 21. Jahrhundert? Damit rechnet man nicht unbedingt.
Immerhin, auch Zwanglosigkeit wurde hier zelebriert indem man jede Menge überdimensionale Kissen auf den englischen Rasen geschmissen hat. Dort können sich die Besucher, zwanglos, informell und lässig hineinschmeissen, nachdem sie die angestrengt in Form gebrachten Pflanzobjekte bestaunt und abfotografiert haben.
Aber eigentlich wollte ich gar nicht so viel ablästern - irgendein Gaul ist da wohl mit mir durchgegangen.
Jetzt kommen wir endgültig zum Wesentlichen: Zum Schaugarten des NaturGarten e.V., den ich euch hier vorstellen möchte! Erstens weil er so gelungen, und zweitens, weil er so erholsam ist.
Bei einer Ausstellungsfläche von 43 ha, wovon 87.000 qm bepflanzt sind, nimmt er mit seinen 170 qm ungefähr 0,2 % der Pflanzfläche ein.
Das ist wirklich ein winziges gallisches Dorf im besetzten Land, dafür eine echte Oase - für die Besucher, und für Tiere, v. a. für die kleinen, für Wildbienen, Schwebfliegen, Raupen, Schmetterlinge, Blattläuse, also für die, von denen in der großen Politik gerade so viel die Rede ist. Hoffen wir mal, dass die BUGA kein Abbild ist für das, was sich die Politiker im Moment für die beschlossene Agrarreform ausgedacht haben.
Jetzt ist aber Schluss mit Politik! Ehrenwort.

Es fängt an mit dem Pavillon, der als Regensammelort dient. Das Wasser läuft vom Dach in das Holzfass, der Überlauf geht in einen Bachlauf, dessen Bett mit Muschelkalk aus der Region gestaltet wurde. Am Ende läuft es, unter einem Steg, aus Robinienholz gefertigt, in einen Sickerteich.
Im Oberlauf ist eine Teichfolie unterlegt, damit das Wasser möglichst lange an der Oberfläche bleibt; der Zeitraum in dem Wasser verdunsten kann, verlängert sich, die Abkühlung der Umgebung wird effizienter. Ein Beispiel, wie man das Prinzip der 'Schwammstadt' umsetzen kann. Wasserspeicherung statt möglichst schnelle Ableitung in die Kanalisation ist das Ziel dieses Konzepts.

Im Bachoberlauf sind Pflanzen der Feuchtgebiete angepflanzt wie z. B. Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) oder Bach-Nelkenwurz (Geum rivale). Im Bachbett nach der Brücke und im Sickerteich kommen Blutweiderich (Lythrum salicaria), Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria) und die Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) dazu.

Weiter geht es mit einem Beet auf 'normaler', nährstoffreicher Gartenerde, das unter einem Walnussbaum, also in einem schattigeren Bereich angelegt wurde. Hier eine Auswahl der Stauden, die an diesem Standort gepflanzt wurden und die auch zu der Zeit, als ich auf der BUGA war, dort geblüht haben oder immerhin zu sehen waren. Die Blühaspekte ändern sich ja ständig und wenn man vier Wochen früher oder später kommt, sieht alles wieder ganz neu aus. Von den Märzenbechern und Dichter-Narzissen war Mitte Juni natürlich nicht mehr viel zu sehen.

- Roter Fingerhut (Digitalis purpurea)
- Nachtviole (Hesperis matronalis)
- Gewöhnliche Akelei (Aquilegia vulgaris)
- Rote Lichtnelke (Silene dioica)
- Vielblütiges Salomonsiegel (Polygonatum multiflorum)
- Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
- Weiches Lungenkraut (Pulmonaria mollis)
- Wiesenstorchschnabel (Geranium pratense)
- Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium)
- Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum)
- Waldengelwurz (Angelica sylvestris)
- Frühlingsplatterbse (Lathyrus vernus)
Insektenpfahl-Beet mit Magersubstrat

- Kalkaster (Aster amellus)
- Taubenskabiose (Scabiosa columbaria)
- Hoher Mauerpfeffer (Sedum telephium)
- Edle Schafgarbe (Achillea nobilis)
- Steppensalbei (Salvia nemorosa)
- Bergminze (Calamintha nepeta)
- Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia)
- Acker-Witwenblume (Knautia arvensis)
Wiesenbeet mit Staudensubstrat

- Heilziest (Betonica officinalis)
- Ochsenauge (Buphthalmum salicifolium)
- Wilde Möhre (Daucus carota)
- Hornklee (Lotus corniculatus)
- Wiesensalbei (Salvia pratensis)
- Violette Königskerze (Verbascum phoeniceum)
- Schwarze Königskerze (Verbascum nigrum)
- Gewöhnliches Ruchgras (Anthoxanthum odoratum)
Schattenbeet auf vorhandenem lehmigem Boden (unterhalb Trockenmauer)

- Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus)
- Kleines Immergrün (Vinca minor)
- Mandelblättrige Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides)
- Gelber Lerchensporn (Corydalis lutea)
- Zimbelkraut (Cymbalaria muralis)
- Haselwurz (Asarum europaeum)
Trockenmauer und Hochbeet

- Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia)
- Zwergglockenblume (Campanula cochleariifolia)
- Kleines Seifenkraut (Saponaria ocymoides)
- Ähriger Ehrenpreis (Veronica spicata)
- Flachblättriger Mannstreu (Eryngium planum)
- Kugeldistel (Echinops ritro)
- Haar-Pfriemengras (Stipa capillata)