Ein Wildstaudenbeet im (Halb-)Schatten
Schattenseiten sind auf den ersten Blick nicht so beliebt - auf den zweiten fällt aber doch auf, dass sich da mehr machen lässt als gedacht. Sowohl bei unseren ungeliebten Eigenschaften als auch im schattigen Hinterhof oder beim Haus-Eingangsbereich, der häufig nach Norden ausgerichtet ist.
In diesem schattigen, frisch-feuchten und meist humosen (= nährstoffreichen) Bereich wird häufig ein klassisches Staudenbeet, also ein Beet mit mehrjährigen Arten angelegt. Es gibt allerdings einiges mehr mehr als Immergrün, Efeu und Cotoneaster was uns für einen solchen Standort zur Verfügung steht.
Die Auswahl der richtigen Staudenarten ist erfolgversprechend. Wir orientieren uns hier an der Bodenvegetation von lichten Laubwäldern. Dort finden wir zum Beispiel jede Menge Frühlingsgeophyten.
Was sind eigentlich Geophyten?
Zum Thema Geophyten. Eine kurze Erläuterung zum Begriff: Geophyten sind Zwiebelpflanzen, die die ungünstige Jahreszeit mit Hilfe von Speicherorganen, wie Zwiebeln oder Knollen überdauern. Wenn sie verblüht haben, brauchen sie Zeit um ‘einzuziehen’ - lasst die verblühte, oberirdische Pflanze also ganz in Ruhe vor sich hinwelken, dann wird sie im nächsten Frühjahr wieder mit ungebändigter Kraft losblühen. Der Vorteil von Geophyten wie Winterlingen, Schneeglöckchen, Märzenbecher, Hasenglöckchen, Blausternchen, Lerchensporn liegt darin, dass sie ihren Vegetationszyklus im Zeitraffer abschließen, bevor die Bäume noch ihre Blätter geschoben haben und die Bodenschicht wieder im Schatten liegt. Eine Nische, die von der Evolution faszinierend genutzt wurde.
Welche Pflanzen gedeihen noch im Schatten?
Es gibt noch viele andere Pflanzenarten, die nicht so sonnenhungrig sind, sodass wir vom Frühling bis in den Herbst hinein ein attraktives Beet mit Zwiebelpflanzen, blühenden Hochstauden und Farnen, vor unserer Haustüre oder im Saum unserer Sträucher und Hecken genießen können.Welche das genau sind, könnt ihr in der Pflanzenliste am Ende des Beitrags nachlesen.

Pflanzen oder Säen?
Man hat wie immer verschiedene Möglichkeiten ein solches Beet anzulegen: Entweder man pflanzt gekaufte oder selbst am Fenster vorgezogene Jungpflanzen. Das hat den Vorteil, dass man einen Vorsprung hat, und die Pflanzen evtl. schon bald blühen sehen kann, oft schon im ersten Jahr der Pflanzung. Wenn man ein bestehendes Beet hat, in das man Veränderung bringen möchte, kann man also die gewünschten Initialpflanzungen dazwischen setzen, oder man sät auf freigelegte oder ohnehin lückige Stellen das passende Saatgut aus (Bezugsquelle s. Anhang). Der Vorteil beim Säen ist, dass der Arbeitsaufwand und auch die Kosten geringer sind, und Einjährige können auf diese Weise zum Beispiel die Lücken füllen bis die dauerhaften Wildstauden hochgewachsen sind. Man kann sich natürlich auch für einen Mix entscheiden. Ihr könnt gezielt einige Wildstauden pflanzen, in Gruppen möglichst, die höheren nach hinten, und die Lücken werden anschließend eingesät.
Die ersten beiden Jahre
In der Aufwuchsphase muss man natürlich immer ein Auge darauf haben, was passiert. Bei Trockenheit muss gegossen werden, gierige Schnecken müssen abgesammelt werden, und die noch kleinen Jungpflanzen müssen vor evtl. eingeflogenen und schnell hochschießenden Unkräutern geschützt werden.Im ersten Jahr vor allem ist also noch Einiges zu tun, im zweiten sind die Stauden schon besser eingewachsen und nicht mehr so anfällig gegen klimatische und tierische Störungen. Vom dritten Jahr an sind sie gut eingewurzelt, und auch eine Trockenphase kann ihnen dann nicht mehr viel anhaben.
Wir haben eine nachhaltig funktionierende Pflanzengemeinschaft kultiviert, in der unser Arbeitsaufwand nur noch sehr gering ist.
Dynamische Pflanzengesellschaften
Das Wichtigste dabei ist, dass die von uns gewählten Pflanzen an den Standort angepasst sind, den wir für sie ausgewählt haben. Dann wird es auf Dauer funktionieren. Allerdings ist es auch nicht so schlimm, wenn wir erleben, dass es manchen Arten in unserem Beet besser gefällt als anderen, manche sogar wieder ganz verschwinden. Das nennt man natürliche Dynamik, auch durch trial and error kann man etwas dazulernen..Heimisches Saatgut, heimische Pflanzen
Was man am Ende, wie immer, sagen muss, und das gilt natürlich nicht nur für die hier beschriebenen Schattenbeete, sondern ganz allgemein: Bei Blühmischungen aus Discountern oder aus dem Baumarkt muss man ganz genau hinschauen. Sie enthalten fast immer exotische Arten, an die unsere heimischen Tiere nicht angepasst sind, folglich haben sie keinen Nutzen davon.Das könnt ihr auch noch einmal im Beitrag “Biodiversität fördern mit Wildpflanzen” nachlesen. Für einen Naturgarten sind sie daher nicht geeignet - auch wenn die Tütchen noch so hübsch und bunt daherkommen.
Bezugsquellen:
Pflanzen
www.gaissmayer.de
www.gaertnerei-strickler.de
www.stauden-spatzundfrank.de
Saatgut
www.lebensinseln-shop.de
www.rieger-hofmann.de
www.syringa.de
Literatur
Witt, Reinhard: Natur für jeden Garten. Das Einsteiger-Buch.
zu beziehen unter www.reinhard.witt.de
Natur & Garten, Mitgliederzeitschrift des Naturgarten e.V. Heft 4/20, Naturgarten für Einsteiger
Gastl, Markus: Mehr Natur im Garten, Ulmer Verlag 2021
Name | Name | Wuchshöhe | Blütenfarbe | Blühzeitpunkt |
Blauer Eisenhut | Aconitum napellus | M-H, sehr giftig in allen Teilen! | blauviolett | S-SP |
Frauenmantel | Alchemilla xantochlora | N, Heilpflanze, schönes Laub | grünlichgelb | H |
Wald-Engelwurz | Angelica sylvestris | H, alte Heilpflanze | weiß | S-SP |
Bärlauch | Allium ursinum | N, Geophyt, Küchenkraut! | weiß | F |
Echter Eibisch (Malvenart) | Althaea officinalis | H, alte Heilpflanze | weiß-blassrosa | S-SP |
Buschwindröschen | Anemone nemorosa | N, gute Gruppenwirkung | weiß (A. rapunculoides blüht gelb) | F |
Akelei | Aquilegia vulgaris | M, versamt gut | blau | H |
Wald-Geißbart | Aruncus dioicus | H | weiß D | H |
Haselwurz | Asarum europaeum | N | rotviolett (unscheinbar) | F |
Große Sterndolde | Astrantia major | M | weiß-hellrosa | H-S |
Frauenhaarfarn | Athyrium filix-femina | M-H, hellgrüne Blattwedel | Farne bilden Sporen aus, blühen nicht | |
Hohler Lerchensporn | Corydalis cava | N, Geophyt | weiß/rosa D | F |
Nesselblättrige Glockenblume | Campanula trachelium | H, schön in Gruppen | violett | S |
Fingerhut | Digitalis purpurea | M, giftig! | purpurrot | H-S |
Wasserdost | Eupatorium cannabinum | H, Spätsommerblüher!, guter Solitär | altrosa | S-SP |
Waldmeister | Galium odoratum | N, bildet schöne Teppiche | weiß | F |
Wald-Storchschnabel | Geranium sylvaticum | M, gute Gruppenwirkung | violett | H |
Bach-Nelkenwurz | Geum rivale | N-M | rotbraun | F-H |
Brauner Storchschnabel | Geranium phaeum | M, auch am trockenen Standort | braunrot | H |
Gundermann | Glechoma hederacea | N, Wild-Küchenkraut | blau-violett | F |
Stinkende Nieswurz | Helleborus foetidus | M, auch am trockenen Standort, wintergrün | gelbgrün | FF |
Grüne Nieswurz | Helleborus viridis | M, auch am trockenen Standort | grün | FF |
Frühlings-Platterbse | Lathyrus verna | M | purpurfarben, leuchtend | F |
Mondviole | Lunaria rediviva | H, Nachtblüte, schöne Fruchtstände | blasslila, D | F-H |
Schnee-Marbel | Luzula nivea | M, wintergrün | weiß | F-H |
Wald-Vergissmeinnicht | Myosotis sylvaticus | N | himmelblau | H |
Süßdolde | Myrrhis odorata | H, duftet nach Anis, Doldenblütler | weiß D | H |
Salomonsiegel | Polygonatum odoratum | M, blaue, stark giftige Beeren | weiß | H |
Wald-Schlüsselblume | Primula elatior | N | blassgelb | FF-F |
Lungenkraut | Pulmonoria officinalis | N, Frühblüher, gute Gruppenwirkung | rosa-violett | FF |
Klebriger Salbei | Salvia glutinosa | H, auch am trockenen Standort | hellgelb | FF |
Blaustern | Scilla bifolia oder sibirica | N, Geophyt | blau | FF |
Hasenglöckchen | Scilla non-scripta | N, Geophyt | blassviolett | F |
Rote Lichtnelke | Silene dioica | M, lange Blühdauer | rosa | F-S |
Beinwell | Symphytum officinale | H, Arzneipflanze | blasslila | H-S |
Akeleiblättrige Wiesenraute | Thalictrum aquilegifolium | H | rosé-weiß | H |
Eisenkraut | Verbena officinalis | M, Heilpflanze | hellviolett | S-SP |