Eine Natursteinmauer anlegen
Natursteinmauern sind Bestandteile aller alten Kulturlandschaften. Sie wurden ‘trocken’, also ohne Mörtel, aufgeschichtet und haben im Lauf der Geschichte die unterschiedlichsten Funktionen erfüllt. Sie können einfach eine Abgrenzung sein zum Nachbargrundstück, also Schutz- und Ruhezonen schaffen, so z. B. auch in Friedhöfen.
Im landwirtschaftlichen Bereich, typischerweise im Weinbau werden Steillagen mit Mauern terrassiert, damit man zu ebenen Bewirtschaftungsflächen kommt. Oder wie in sehr vielen Regionen auf der Welt, in denen Weidewirtschaft betrieben wird, wurden Trockenmauern errichtet, um die Weiden einzufrieden. Zum Beispiel die steinreiche Insel Öland in Schweden - sie besteht aus einem riesigen Netz solcher Natursteinmauern. Die eingezäunten Flächen sind dem Wind weniger ausgesetzt, Wildtiere können nicht eindringen, und gleichzeitig wurden für den Bau störende Steine aus den Flächen entfernt, auf denen man Feldfrüchte angebaut hat.
Weinberg am Neckar im März, Foto: pixabay
Trockenmauern - Lebensräume
Die offenen Fugen und Ritzen in den mörtellos aufgeschichteten Mauern bieten Lebensraum für Pflanzen und Tiere mit hohem Wärmebedürfnis. Auf alle Fälle sind sie etwas für Anpassungskünstler. Typische Mauerbewohner sind Eidechsen, Spinnen, Laufkäfer und z.B. die Feuerwanzen. Auch die selten gewordene Steinhummel, benötigt solche Standorte. Originalstandorte in der Natur sind Felswände und sonnenexponierte Schutthänge.
Waldeidechse (Zootoca vivipara) Foto: Christa Heners
Auch die Pflanzen, die in und auf einer Trockenmauer leben, müssen mit chronischem Wassermangel und Temperaturen von 50-60°C klarkommen. An solche Extrembedingungen sind besonders die Mauerpfeffer-Arten (Sedum spec.) angepasst, aber auch Hauswurze oder Steinbrecharten. Am sinnvollsten ist es gleich beim Aufschichten der Mauer die Pflänzchen mit etwas Bodenanschluss in die Ritzen zu setzen, und zwar lieber etwas weiter nach hinten versetzen; wenn sie zu weit herausschauen vertrocknen sie leicht.
Mit der Zeit werden von selbst noch passende Samen einfliegen, und die Artenvielfalt vergrößert sich. Der Mauerfuß kann ebenfalls bepflanzt werden, oder man sät eine passende Mischung aus trockenheitsverträglichen Stauden aus (z.B.. „Wärmeliebender Saum" von Rieger-Hofmann)

Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum)
Das Beste an einer Natursteinmauer - sie wird mit den Jahren immer schöner!
Das Schöne an Trockenmauern ist vor allem, dass sie im Gegensatz zu Beton- oder gar Kunststoff-Abgrenzungen mit den Jahren immer hübscher werden. Planzen und Tiere besiedeln die Ritzen und Hohlräume, die Steine zeigen Spuren von Wind und Wetter und auf der Mauerkrone lässt sich gut sitzen und das ganze Gewusel beobachten.Eine Liste von trockenresistenten Pflanzenarten, die an diese extremen Bedingungen angepasst sind, findet ihr am Ende des Beitrags.
Wer von euch jetzt tatsächlich eine ausgewachsene Natursteinmauer in seinem Garten bauen möchte, dem sei geraten noch etwas tiefer in die Literatur dazu einzusteigen. Das Buch „Trockenmauern für den Garten” von Jana Spitzer und Reiner Dittrich, das unten in den Literaturtipps aufgeführt ist, wäre auf alle Fälle ideal dafür.

Ein paar Basics zum Bau einer mörtellosen Mauer:
- Material sind regional typische Bruchsteine, z.B. Kalksteine, Sandsteine, Kiese...Auch unterschiedlichstes Recyclingmaterial lässt sich zu einer Trockenmauer verbauen z.B. alte Terrassenplatten, Betonreste, Ziegelsteine,...
- Eine Trockenmauer benötigt ein Fundament, wenn sie für eine lange Zeit halten soll. Wenn direkt auf dem Erdboden aufgeschichtet wird, kommt durch das Auf- und Abfrieren des Erdbodens Bewegung in das Bauwerk und es wird sich im Lauf der Zeit unweigerlich verschieben.
- Als Werkzeug für das Fundament ist ein Rüttelstampfer empfehlenswert. eine Sackkarre für die Steine sowieso - und natürlich gut trainierte Menschen, die Enthusiasmus für das Projekt mitbringen. Die Linienführung kann man mit Hilfe von Pfählen und Schnur erreichen.
- Die Mauer benötigt einen „Anlauf”. D.h. sie wird in einem Winkel von 10-15° nach hinten geneigt, so dass sie sich gegen die Böschung ‘lehnt’. Man kann auch das Fundament schon auf diese Weise mit einem leichten Gefälle anlegen.
- Bei einer Trockenmauer, die an einen Hang gebaut wird, wenn also Erdreich dahinter kommt, muss ein Luftraum von 20-30 cm für die Hinterfütterung, gelassen werden. Nach jeder Lage wird auch die Hinterfütterung, für die man Kies oder Schotter nehmen kann, aufgefüllt und etwas festgestampft. Diese Schicht dient als Drainage und stabilisiert die Mauer zusätzlich.
- Steine aufschichten: Die Steine möglichst stabil lagern, also immer mit der größten Fläche nach unten. Größere Steine kommen nach unten, kleinere darüber. Nichts darf wackeln; wenn doch muss mit entsprechenden kleineren Steinen verkeilt werden.

Skizze - Bautechnik Trockenmauer
Wer gern ein Strukturelement für wärmeliebende Pflanzen und Tiere in seinen Garten bringen möchte, sich aber noch nicht an den Bau einer Mauer wagt, der kann auch einen Steinhaufen oder eine Steinpyramide bauen. Das ist wesentlich einfacher, und auch diese Elemente bieten mit ihren Fugen und Hohlräumen Versteckmöglichkeiten, Sonnenplätze und Winterquartiere für viele Tiere. Auch Steinpyramiden können übrigens, wie Mauern, bepflanzt werden. Zu diesem Spezialthema gibt es im Lauf des Jahres noch einen eigenen Beitrag.

Magerstandort mit Steinhaufen Foto: Henning Hinsenkamp
Weiterführendes:
Trockenmauern für den Garten, Bauanleitung und Gestaltungsideen: Jana Spitzer und Reiner Dittrich, ökobuch, Verlag 2019Name | Name | Wuchshöhe (cm) | Blütenfarbe | Blühzeitpunkt |
Kugelköpfiger Lauch | Allium sphaerocephalon | N | blauviolett | H-SP |
Felsen-Steinkraut | Alyssum saxatile | N, Mauerfugen | gelb | F-H |
Wundklee | Anthyllis vulneraria | N-M | gelb-orange | H-SP |
Blaukissen | Aubrieta cultorum | N, Mauerkrone | blauviolett | F-H |
Dalmatiner-Glockenblume | Campanula poscharskyana | N | violett | H-S |
Rundblättrige Glockenblume | Campanula rotundifolia | M | violett | H-SP |
Berg-Flockenblume | Centaurea montana | M, Mauerkrone | blauviolett | S-SP |
Acker-Hornkraut | Cerastium arvense | N | weiß | F-H |
Karthäusernelke | Dianthus carthusianorum | M | purpur | S-SP |
Pfingstnelke | Dianthus gratianopolitanus | N, geschützt, Mauerkrone | rosarot | H |
Steinnelke | Dianthus sylvestris | N-M, Nachtfalter-Blüte | purpur | S-SP |
Immergrünes Felsenblümchen | Draba aizoides | N | gelb | F-S |
Orangerotes Habichtskraut | Hieracium aurantiacum | N-M | orange | H-S |
Kleines Habichtskraut | Hieracium pilosella | N, Mauerfugen, Mauerfuß | gelb | H-SP |
Sonnenröschen | Helianthemum nummularium | N, Mauerkrone | gelb | H-SP |
Kriechendes Schleierkraut | Gypsophila repens | N | weiß | H-S |
Schleifenblume | Iberis sempervirens | N, hängendes Polster, sonnig bis halbschattig | weiß | H-S |
Dost | Origanum vulgare | N-M | violett | S-SP |
Gewöhnliches Fingerkraut | Potentilla verna | N; Mauerkrone | gelb | F-H |
Große Braunelle | Prunella grandiflora | N | blauviolett | H-S |
Küchenschelle | Pulsatilla vulgaris | N | lilablau | FF-F |
Moossteinbrech | Saxifraga arendsii | N, halbschattig bis schattig, humos | weiß-purpur | F-H |
Moossteinbrech | Saxifraga hypnoides | N, mattenartig | weiß | H, sonnig bis halbschattig |
Seifenkraut | Saponaria ocymoides | N | rosa | H-S |
Scharfer Mauerpfeffer | Sedum acre | N, Mauerfugen, -fuß, -krone | gelb | H-SP |
Weißer Mauerpfeffer | Sedum album | N, Mauerfugen, -fuß, -krone | weiß | H-SP |
Felsen-Mauerpfeffer (Tripmadam) | Sedum rupestre | N | gelb | H-SP |
Berg-Gamander | Teucrium montanum | N | hellgelb | S |
Ähriger Ehrenpreis | Veronica spicata | N | blauviolett | S-SP |