Was man vorab sagen muss: Ein Rasen und eine Blumenwiese haben wenig miteinander zu tun. Wiesen sind das Ergebnis von jahrzehnte- oder gar jahrhundertealter bäuerlicher Bewirtschaftungsweise. Es sind Grünlandflächen, die ein- oder zweimal im Jahr gemäht, mäßig mit Stallmist gedüngt wurden, und dadurch einen Bestand haben, der viel weniger dicht und kompakt ist als die heutigen intensiven Grünlandflächen. Blumenwiesen sind so strukturiert, dass die Pflanzen zwar hoch aufwachsen, gleichzeitig kommt viel Licht bis in Bodennähe durch.

Blumenwiese mit Wiesen-Labkraut, Roter Lichtnelke, Klatsch-Mohn Blumenwiese mit Wiesen-Labkraut, Roter Lichtnelke und Klatsch-Mohn

Sobald man, wie es heute in der Landwirtschaft üblich ist, häufiger mäht und folglich mehr düngen muss, hat man den Effekt, dass v. a. Gräser und nährstoffliebende Pflanzen wie Ampfer und Löwenzahn dichter wachsen und so den zarten Magerpflänzchen das Licht fehlt und sie zum Verschwinden bringt.

Genauso führt ein Brachfallen der Wiese, also eine Nutzungsaufgabe, zum Aus dieser kleinen lichtbedürftigen Arten, denn im Herbst fällt der nicht abgemähte Bestand zu Boden und bildet eine dichte, verfilzte Decke.
Eine blumenreiche Wiese zu erschaffen, ist also ein Balanceakt zwischen zu stark genutzt und überhaupt nicht genutzt. Dies zu wissen ist ein Vorteil, wenn wir unseren Rasen oder Teile davon in eine Blumenwiese umwandeln möchten.