Lebendiges Totholz
Sonntag, 26. September 2021 •
Zweigt eine kleine Ecke in eurem Garten für Totholz ab. Totholz ist die Grundlage für neues Leben und einer der wertvollsten Lebensräume überhaupt. Die Artenvielfalt, die beim Zersetzungsvorgang von totem Holz zu Mulm beteiligt ist, aus dem wiederum fruchtbarer Humus entsteht, ist enorm.
Igel, Waldeidechsen, Erdkröten, Käfer, Ameisen, Libellen, Glühwürmchen, Wildbienen und viele andere unscheinbare Tierarten, genauso wie Moose, Flechten und Pilze werden einen Lebensraum finden und verwandeln das Holz in ein lebendiges Biotop. Dazu noch eine Zahl: Rund 1350 Käferarten in Deutschland leben in und vom Totholz. Auch Fledermäuse und Eichhörnchen finden hier Nistplatz und Unterschlupf.
Einfach mal nichts tun
Wichtig ist es, das Totholz über viele Jahre hinweg liegen zu lassen, nur so können die Stadien der Zersetzung natürlicherweise ablaufen. ein Brennholzstapel ist deswegen kein Totholzhaufen. Er wird seiner Bestimmung gemäß mit der Zeit abgetragen und verbrannt und damit auch die in ihm wohnenden Tiere. So zum Beispiel die Larven des geschützten, selten gewordenen grün schillerndes Rosenkäfers. Rosenkäfer sind übrigens Zeiger dafür, dass im Garten keine Chemie verwendet wird. Sie sind äußerst sensibel gegenüber Insektiziden jeglicher Art.
Nicht nur in Brennholzstapeln, auch bei lange im Voraus errichteten Funken- und Osterfeuern kommen Igel, Erdkröten und Vögel um, die sich den Haufen als Nistplatz ausgesucht haben und natürlich auch viele andere Tierarten, die sich dort angesiedelt haben. Daher Brennmaterial, wenn möglich, vor dem Abbrennen nochmal umschichten. Auch der Einsatz von Ultraschallgeräten (Marderschreck) kann hilfreich sein beim Vertreiben der Tiere.
Totholz als ästhetisches Strukturelement
Aus einem Bereich, der vielleicht ohnehin ‘problematisch’ ist, im Schatten unter Gehölzen, lassen sich Totholzelemente, zum Beispiel auch eindrucksvolle knorrige Wurzeln schön in Szene setzen. Oder ein sonnig stehendes Totholz, zum Beispiel ein abgestorbener Baumstumpf, wird von verschiedenen Wildbienenarten besiedelt, bzw. als Baumaterial genutzt. Hat man einen Baumstamm zur Verfügung, den man stehend einbauen will, gräbt man ihn zu ungefähr einem Drittel ein und verkeilt ihn mit kantigen Steinen, damit die ganze Anlage stabil bleibt.Totholz als Beeteinfassung, als dekoratives Element im Beet oder einfach ein Reisighaufen, der für längere Zeit bleiben darf, und dem immer mal wieder neues Material zugeführt wird.
Es gibt viele Gründe und Möglichkeiten sich diese Wunderwelt in den Garten zu holen.

Insekten haben unterschiedliche Totholz-Vorlieben
Übrigens ist Laubholz deutlich begehrter bei den meisten Tieren als harziges Nadelholz. Manche Käferarten sind auch auf ganz bestimmte Baumarten spezialisiert, wie zum Beispiel der Hirschkäfer auf Eiche.
Oder die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea), die größte unter den Wildbienenarten, mit bis zu 28 mm. Ende Mai nagt sie Brutröhren mit ihren beeindruckenden Kauwerkzeugen, vorzugsweise in abgestorbene Obstbäume. In jeder dieser Röhren richtet sie sieben bis acht Nistzellen ein. Pro Zelle wird ein Ei eingelegt und Proviant in Form von Pollen und Nektar für die Larven dazugegeben. Im Spätsommer sind diese dann ausgewachsen und fliegen als imposante und völlig friedfertige, nachtblau schimmernde Brummer aus.

Naturzäune anlegen nach dem Benjes-Prinzip
Natürlich kann man auch ganze Totholz-Hecken erschaffen. Diese Naturzäune nennt man dann Benjes-Hecken, weil Hermann Benjes sich dies ausgedacht hat.Einfach Pfähle in den Boden einschlagen, Baum- und Strauchschnittgut einschichten, fertig. Kostet wenig, macht nicht viel Arbeit, und schon ist ein neuer, wertvoller Lebensraum für Vögel, Insekten aller Art, Reptilien und Kleinsäuger geschaffen. Außerdem hat so ein Astwall noch einen anderen unschlagbaren Vorteil: man kann sich von da an das Fahren zur Grüngut-Sammelstelle sparen. Alles was an organischer Masse im Garten anfällt, lässt sich hier sinnvoll einbauen!
Und wem es gefällt, der kann noch Clematis, Waldgeißblatt oder andere Kletterpflanzen an seinem Benjes-Zaun hochranken lassen. Sinnvoll ist auch, alle paar Meter, einen heimischen Strauch dazwischen zu pflanzen.

Laub bringt Winterschlafplätze
Oder an einem schattigen bis halbschattigen Platz einfach einen Laubhaufen auftürmen. Der Arbeitsaufwand ist minimal. Ein idealer Ort für Winterschläfer.Apropos Laub: In einem Naturgarten ist es sinnvoll das Laub unter Bäumen und Sträuchern im Herbst liegen zu lassen. Es ist Nahrung und Lebensraum für viele Tiere im Winter und die Mühe das Laub hier einzusammeln kann man sich sparen. Das Laub, das man auf der Wiese oder dem Rasen zusammenrecht kann man unter den Sträuchern zu einer dicken Polsterschicht zusammentragen.
