Ein Sumpfbeet anlegen
Wenn Du ein Feuchtgebiet in Deinem Garten anlegen willst, oder auch nur ein kleines Feucht-/Sumpfbeet, dann schau dich zuerst einmal genau um. Vielleicht existiert schon eine natürliche Senke, in der sich das Regenwasser sammelt und wieder davonläuft. Oder du hast schon einen Teich im Garten, in dessen Randbereich (s. Bild unten) ein sumpfiges Beet natürlich perfekt passt. Allerdings sollte es nicht in direkter Verbindung zum Teich stehen, ansonsten diffundieren mit der Zeit Nährstoffe in den Teich, und die Algen freuen sich.
Jetzt muss man nur noch dafür sorgen, dass das Wasser in diesem Bereich nicht so schnell im Boden versickert. Dabei kann man wie beim Teichbau vorgehen. Entweder man dichtet mit Lehm oder Ton, also natürlichen Materialien ab, oder man verwendet dafür eine EPDM Teichfolie. Aus ökologischen Gründen möglichst keine PVC-Folie. Wenn der Boden stark durchsetzt ist mit Steinen, ist es ratsam zwischen Untergrund und Folie ein Schutzvlies einzubauen.
Vegetation entfernen
Im ersten Schritt wird die vorhandene Vegetation abgegraben und eine Mulde ausgehoben. Eine Tiefe von 30 cm reicht aus. Evtl. eine Wasserwaage einsetzen, um größere Höhenunterschiede zu vermeiden. Der Grubenaushub kann anschließend wieder als Pflanzsubstrat genutzt werden, die meist nährstoffreiche, eher lehmige Gartenerde ist gut geeignet für die meisten dieser Feuchtgebietspflanzen. Die Mulde wird dann im nächsten Schritt mit Lehm, Ton oder Folie abgedichtet. Die Folie an den Rändern etwas eingraben und schauen, dass die Erde im Beet keinen direkten Anschluss hat zur Erde außerhalb. Ansonsten kommt es zu einer osmotischen Sogwirkung von nass in Richtung trocken. Deshalb, am Übergang, eine Kapillarsperre mit mineralischem Material einrichten.Anschließend wird die Mulde mit dem Grubenaushub aufgefüllt, die Regenwürmer, die auftauchen, absammeln, und in andere Gartenbereiche (ohne Folie) umsiedeln. Jetzt können auch noch Trittsteine gesetzt werden, die später geschickt sind, wenn man alle Bereiche trocken erreichen will, oder, was auch sehr schön ist, einen kleinen Steg aus Holzbohlen darüber einplanen. Wenn das Feuchtgebiet geflutet ist, wartet man noch einige Tage, damit sich der Boden etwas absetzen kann bevor man pflanzt.
Wasserschwankungen von ein paar Zentimetern vertragen diese Feuchtgebiets-Pflanzen übrigens sehr gut, an echten Naturstandorten ist das nicht anders. Nur völlig austrocknen sollte das Beet nicht.
Pflanzen oder Einsäen
Das Mädesüß (Filipendula ulmaria, Titelbild) könnte hier z. B. eine herausragende Rolle spielen. Unsere Vorfahren wussten schon, was sie am Mädesüß hatten - sie haben es im Haus verstreut, um das Haus mit dem süßen Honigduft (Nomen est Omen) zu beduften. Honigwein wurde damit aromatisiert, und anscheinend hat es auch, als Tee aufgebrüht, am nächsten Tag geholfen, wenn man zu viel davon erwischt hat. Sicher hat das mit der darin enthaltenen Salicylsäure zu tun, das Mädesüß ist tatsächlich ein Vorläufer von unserem Aspirin. Zum Räuchern kann man das Superkraut auch verwenden. Die Blütenrispen, gepflückt um die Sommersonnwende, sollen uns helfen, Altes los- und Neues mutig an uns ranzulassen.Auch die tierischen Bewohner in unserem Garten mögen das Mädesüß. Die Honigbiene, Wildbienen, Hummeln, Käfer, pollenfressende Fliegen findet man immer auf den kleinen Blütchen, da der Pollen ganz einfach zu holen ist. Außerdem fressen noch 16 Arten verschiedener Schmetterlingsraupen an den Blättern. Alles in allem eine überzeugende Pflanze.
Dazu passt die Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris), die ebenfalls eine hervorragende Wildbienen-Futterpflanze ist. Ihre Samen sind Herbst- und Winternahrung für Vögel.

Wasserdost, Wiesen-Knöterich, Großer Wiesenknopf, Echtes Seifenkraut, Kuckucks-Lichtnelke, Sumpf-Storchschnabel, Baldrian, Bach-Nelkenwurz oder der Teufelsabbiss,... es gibt jede Menge Wildstauden, die solche frisch-feuchten, eher nährstoffreichen Standorte lieben. Orientiert euch an der Tabelle am Ende des Beitrags, wenn ihr die Pflanzung plant.

Oder man sät ein mit einer passenden Saatgutmischung von einem der angeführten Wildpflanzen-Saatgutproduzenten (z.B. Rieger-Hofmann, Syringa, Lebensinseln (hier erhält man auch kleinere Mengen von autochthonem, also gebietsheimischem, Saatgut).
Welche Tiere profitieren von unseren Feuchtgebieten?
Feuchtwiesen weisen immer eine hohe Artenvielfalt auf. Verglichen mit dem Rasenstück, das wir umgewandelt haben, bereichern wir unseren Garten auf alle Fälle sehr.Wir können nicht alle hochspezialisierten Raupen und Schmetterlingsarten mit dieser kleinen Fläche zu uns locken - aber wir werden ganz bestimmt Besuch bekommen von zahlreichen Schmetterlingen, Wildbienen, Heuschrecken, Käfern, Wespen und Libellen. Außerdem nutzen Amphibien wie Frösche und Kröten Feuchtwiesen als zeitweilige Lebensräume; sie brauchen zusätzlich natürlich noch stehende Wasserflächen, in denen sie laichen und wo ihre Nachkommen, die Kaulquappen, sich entwickeln können. Auch Libellen benötigen Gewässer für die Aufzucht ihrer Larven.
Es ist also ideal, wenn wir in unserem Garten verschiedene Biotopelemente kombinieren. ‘Unordentliche’ Verstecke aus alten Dachziegeln, Totholz-, Laubhaufen, Wildstrauchhecken - je mehr naturnahe Strukturelemente wir in unserem Garten anlegen, umso interessanter wird es für die Tiere und umso abenteuerlicher für uns selbst.
Geeignete Mahdzeitpunkte sind, wenn es eher eine Feuchtwiese geworden ist, als Anhaltspunkt Mitte Juni und Mitte September. In echten Sumpfbeeten muss man eigentlich kaum Pflege einplanen, bis auf den Rückschnitt der Stauden im Frühjahr, also wie in anderen Staudenbeeten auch.
Anders als beim Teich ist Laubfall auf das Beet im Herbst kein Problem. Im Gegenteil, hier sind die Nährstoffe erwünscht, und außerdem schützt die Laubdecke vor der großen Winterkälte.

Hochstaudenflur auf frischfeuchten, nährstoffreichen Böden:
- Bach-Nelkenwurz (Geum rivale)
- Baldrian (Valeriana officinalis)
- Beinwell (Symphytum officinale)
- Blutweiderich (Lythrum salicaria)
- Echte Engelwurz (Angelica archangelica)
- Echtes Seifenkraut (Saponaria officinalis)
- Eibisch (Althaea officinalis)
- Gemeine Braunelle (Prunella vulgaris)
- Gew. Schafgarbe (A. millefolium)
- Gew. Teufelsabbiss (Succisa pratensis)
- Große Bibernelle (Pimpinella major)
- Großer Wiesenknopf (Sanguisorba off.)
- Heil-Ziest (Stachys off./ Betonica officinalis)
- Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi)
- Mädesüß (Filipendula ulmaria)
- Pfennigkraut (Lysimachia nummularia)
- Rote Lichtnelke (Silene dioica)
- Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)
- Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris)
- Straußblütiger Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora)
- Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris)
- Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica)
- Sumpf-Storchschnabel (Geranium palustris)
- Sumpf-Vergissmeinnicht (Myosotis palustris)
- Sumpf-Ziest (Stachys palustris)
- Trollblume (Trollius europaeus)
- Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris)
- Wasserdost (Eupatorium cannabinum)
- Weidenröschen-Arten (Epilobium spec.)
- Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea)
- Wiesen-Labkraut (Galium mollugo)
- Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgaris)
- Wiesen-Pippau (Crepis biennis)
- Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis)
- Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis)
Gräserauswahl Feuchtwiese:
- Blaues Pfeifengras (Molinia caerulea)
- Flatter-Binse (Juncus effusus)
- Gemeines Kammgras (Cynosurus cristatus)
- Gew. Ruchgras (Anthoxantum odoratum)
- Goldhafer (Trisetum flavescens)
- Hasenpfoten-Segge (Carex leporina)
- Sumpf-Rispengras (Poa palustris)
- Wiesen-Rispengras (Poa pratensis)
- Wiesen-Schwingel (Festuca pratensis)
- Wolliges Honiggras (Holcus lanatus)
Titelfoto: Mädesüß (Filipendula ulmaria)
Nützliche Adressen
www.naturgarten.orgwww.tausende-gaerten.de
www.hortus-netzwerk.de
Bezugsquellen
www.gaissmayer.dewww.gaertnerei-strickler.de
www.rieger-hofmann.de
www.lebensinseln-shop.de
www.hof-berggarten.de
www.syringa-pflanzen.de